Die Reise nach Wehmingen


Wie ist eigentlich der Triebwagen 227 nach Wehmingen gekommen? In den Jahren 1975 bis 1978 hat das damalige Deutsche Straßenbahn-Museum e. V. (DSMH) von den hannoverschen Verkehrsbetrieben über 50 zweiachsige Fahrzeuge übernommen. Ein Großteil der Fahrzeuge waren übrigens nur Dauerleihgaben, ein Umstand der später beim Konkurs des DSMH noch eine wichtige Rolle spielen sollte. Wie bekommt man nun diese zahlreichen Fahrzeuge nach Wehmingen? Auf eigener Achse natürlich. Eine direkte Gleisverbindung vom ÜSTRA-Netz nach Wehmingen gab es eigentlich nicht. In mehreren Transporten wurden die Wagen auf eigener Achse über die Strecken der Deutschen Bundesbahn transportiert. So sah ein damaliger Transport aus:

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An die Köf wurden im Sommer 1976 sieben Triebwagen angehängt. Und so ging es vom Gleisanschluß der ÜSTRA am Lindener Hafen zum Bahnhof Algermissen und vor dort über ein Anschlußgleis auf das Museumsgelände. Hinter der Lok befinden sich die Wagen 209-219-825-227-190-217-200. Heute wäre so eine Fracht unvorstellbar. Straßenbahnen mit schmalen Radbandagen über Vollbahngleise und insbesondere Weichen zu fahren, vor 40 Jahren durchaus machbar.

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Ganz problemlos waren die Transporte nicht. Eingleisungswerkzeug war ein ständiger Begleiter. Hier hat es Triebwagen 220 auf einer Weiche der Lindner Hafenbahn erwischt.

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Insbesondere die Herzstücke in den Weichen waren eigentlich für Straßenbahnräder nicht kompatibel. Hier sehen wir den Triebwagen 227 wie er eine Bundesbahnweiche passiert.

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Die Herzstücke wurden vor der Überfahrt mit Holz ausgefüttert. Nach der Durchfahrt des Gespanns musste das Holz natürlich auch wieder entfernt werden. Heute sind solche Transporte nicht mehr möglich. Das Museumsgelände hat keine Verbindung mehr zum Bahnhof Algermissen und ob ein solcher Transport überhaupt genehmigt würde, ist mehr als fraglich.

Fotos: Klaus Kukuk, HSM-Archiv

1 Comments

  • Rob (#)
    November 20th, 2016

    Hat man damals das Problem „Strassenbahnräder-Eisenbahnweichen“ nicht erkennt, oder war es den DB-behörden alles wurst?

    Erstaunlicherweise kennt die frühgeschichte der Amsterdamer Museumsflotte ein vergleichbares verfahren. Beiwagen aus die selbe Serien wie 757 in Wehmingen sind auch über Eisenbahnstrecken gefahren, gezogen durch Vollbahnlokomotieven (Zwischen Bovenkarspel und Hoorn). Mit gleichen effect: Entgleisung auf Herzstücke… 🙂

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